Ostern, dem Fest der Auferstehung Christi, geht die Karwoche voraus, mit dem Karfreitag als Tag seines Kreuzestodes. Der Termin des Osterfestes, das nicht jedes Jahr auf denselben Tag fällt, lässt sich berechnen: Es ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings. Ostern ist also untrennbar mit dem Frühjahr verbunden. Bereits in der Zeit vor dem Fest ist zu sehen, dass die Tage deutlich länger werden. Die ersten Blumen blühen, die Knospen der Bäume stehen kurz vor dem Aufbrechen. Allgegenwärtig wird das Gefühl geweckt, dass der Winter mit seinem Frost und den langen Nächten beendet ist und die Natur neu beginnt. Täglich gibt es etwas Neues zu entdecken, mal verhaltener, mal heftiger springt es ins Auge: ein langsames, aber unaufhaltsames Erwachen der Natur. Es lockt die Menschen nach draußen, in den Garten oder zum Spaziergang, aus der Enge in die Weite, aus dem Dunkel des Winters in das Licht des Frühjahrs. Sobald die Sonne hervorbricht, strahlt alles in neuen kräftigen Farben: die Blumen, das Gras, der Himmel, das Wasser, ja selbst die Gesichter der Menschen. Ist dies nicht ein Sinnbild? Dass der Frühling die Erde bereitet? Als Hinführung zum Osterfest? Die Natur begleitet uns mit ihren aufbrechenden Schönheiten bis zu dem großen geistlichen Aufbruch, der im Karfreitag und im Osterfest enthalten ist: der Kreuzestod Jesu brachte der Welt die Erlösung, seine Auferstehung den Glauben an das neue Leben.
Br. Peter Fobes
O s t e r n – Worte, die uns ins Gehen bringen
Ja, O(h)-Stern, Licht in der Nacht, Licht für die die durch Nächte müssen.
Nicht, We(h)-stern mit dem „Sing mir das Lied vom Tod“.
Auch wenn wir nicht mit voller Brust das Halleluja singen dürfen, mit vollem Herzen können wir es tun. Als der Herr auferstand, lag Jerusalem noch in tiefem Dunkel nach den Ereignissen des Karfreitags. Es war so dunkel, dass die Wächter am Grab ihren Dienst vergaßen und eingeschlafen waren. Niemand hat es gesehen und doch leben alle von diesem Aufstand Gottes gegen den von der Sünde verhängten Tod. Einige aber wachten: die Jüngerinnen Jesu. Papst Franziskus sagt es so: „Sie wachten in jener Nacht, gemeinsam mit Maria. Sie blieben nicht in Angst und Schmerz gefangen. Sie gingen hinaus und fanden das Grab offen. Und sie gingen hinein. Sie wachten, gingen hinaus und traten ins Geheimnis ein. Lernen wir von ihnen, mit Gott und mit Maria zu wachen, um in das Geheimnis einzutreten, das uns vom Tod zum Leben übergehen lässt.“
Wunderbare Worte, die uns ins Gehen bringen, gehen im Licht des Herrn mit unserem Licht des Glaubens zur Freude aller, die uns begegnen. Ein frohes Osterfest!
P. Heinz Günter Hilgefort
Ostern - „Gott ist immer für eine Überraschung gut“
Wenn Sie Eigenschaften Gottes aufzählen sollten, welche würden Sie nennen? Aus dem Katechismus erinnern Sie sich vielleicht an Antworten wie: heilig, groß, erhaben, allmächtig. Im Blick auf Jesus kommen mir Eigenschaften in den Sinn wie: gütig, barmherzig, liebevoll, menschenfreundlich.
Würden Ihnen auch Eigenschaften einfallen, wie die folgenden: überraschend, schöpferisch, fantasievoll, befreiend?
Manchmal frage ich mich: Ist uns Christen eigentlich die Ungeheuerlichkeit dessen bewusst, was wir zu Ostern feiern: Ein Toter verlässt sein Grab und lebt!? Das stellt die Welt auf den Kopf! Wer außer Gott könnte auf eine solche Idee kommen? Wir sind doch wahrscheinlich eher geneigt zu sagen: „Unmöglich! Das gibt’s doch gar nicht!“
Doch obwohl viele „unmöglich“ sagen, singen sie im Brustton der Überzeugung: „Preis dem Todesüberwinder“ und bekennen: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten!“ Ist uns bewusst, was wir da singen und bekennen?
Die Osterbotschaft ist vielen fast schon zur Selbstverständlichkeiten geworden, obwohl sie doch Unglaubliches besagt, was dem Verstand kaum fassbar ist. Zu Ostern feiern wir Christen, dass unser Gott immer für eine Überraschung gut ist, Wege und Auswege weist, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Das ist alles andere als selbstverständlich!
Antworte ich auf diese „Nicht-Selbstverständlichkeit“ mit Liedern und Worten oder mit meinem Leben? Macht mich der Osterglaube mutig, optimistisch, fantasievoll? Lässt mich die Auferstehung Jesu Wege suchen, die neu sind, die befreien, wo Leben festgefahren ist?
Bedenke ich, wie revolutionär das Ostergeheimnis in der Mitte meines Glaubens ist, bin ich manchmal enttäuscht, wenn ich die Ängstlichkeit vieler Christen sehe und derer, die sie leiten: ihre Mutlosigkeit, ihre Fantasielosigkeit, ihre Angst vor neuen Wegen, ihre Angst vor der jungen Generation und ihren Ausdrucksformen, ihre Angst, Scheitern als Teil des Lebens anzunehmen und Gescheiterte zu integrieren. Das passt so gar nicht zu unseren ach so mutigen österlichen Worten und Liedern.
Manchmal habe ich den Eindruck: mit einem Christus im Grab fühlen sich Christen sicherer als mit dem anstrengenden Auferstandenen, dem Unruhestifter.
Darum wünsche ich mir zu Ostern mutige Christen, die dem Leben, der Zukunft trauen, die das Wort „unmöglich“ in Frage stellen, die schöpferisch denken, die nach Wegen suchen für das Geschenk des Lebens, weil Gott das Leben ist, die dem Unbekannten, dem Neuen trauen - weil ihnen darin der Auferstandene begegnen kann – wie Maria Magdalena in der fremden Gestalt des Gärtners, wie den beiden auf dem Weg nach Emmaus in dem Unbekannten.
Ein wahrhaft österliches Wort stammt von dem irischen Schriftsteller George Bernhard Shaw: „Manche Leute sehen Dinge und fragen „Warum?“ - ich träume von Dingen, die es nie gab, und frage: „Warum eigentlich nicht?“
Ich wünsche Ihnen ein mutiges, Leben bejahendes Osterfest!
P. Heribert Arens