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Alt sein
Unter diesem Thema stellen wir Ihnen Gedanken, Ideen und Texte vor, die unserer Situation ("Seniorenkloster") entsprechen und die für ältere Menschen anregend sein können.

1) Wie alt sein?
Das objektive Alter, gemessen an Jahren, sagt einiges, aber nicht alles über einen Menschen.
Manche sind mit 45 Jahren innerlich ver-greist, andere sind mit 90 geistig frisch – und nicht selten auch körperlich fit. Beides macht den Menschen zwar nicht an Jahren jünger oder älter, aber es gibt den Jahren eine eigene Qualität:
Frische, Energie, Lebenslust  beim Älteren,  Initiativlosigkeit, Trägheit, Unbeweglichkeit bei manchen Jüngeren.
Alter definiert sich nach der Anzahl der Jahre, aber das ist nicht die einzige Definition.
„Man kann nicht früh genug anfangen, alt zu werden“, sagt der Volksmund. Das will nicht sagen, dass ich als Kind schon lernen soll, ein Greis zu sein.
Vielmehr ist es die beste Vorbereitung auf die hochbetagten Lebensjahre, wenn der Mensch der Phase gemäß lebt, in der er sich befindet:
Bist du ein Kind, lebe wie ein Kind. Bist Du ein Jugendlicher, lebe wie ein Jugendlicher. Bist du in der Lebensmitte, lebe diese Phase.
Einüben ins hohe Lebensalter geschieht dadurch, dass ich einfach jede Lebensphase im Hier und Heute so lebe, wie es ihr angemessen ist.
                                                                                  aus: Heribert Arens,Martino Machowiak: Lebendig alt sein, Würzburg


2) Gebet einer alten Nonne

Herr, du weißt es besser als ich selbst:
ich werde älter – und eines Tages
gehöre ich zu den Alten.

    Bewahre mich vor den unheilvollen Angewohnheiten
    zu meinen, ich müsse zu allen etwas sagen.
    Befreie mich von dem Verlangen,
    jedermanns Angelegenheiten
    in Ordnung bringen zu wollen.
    Mache mich bedachtsam,
    hilfsbereit, menschenfreundlich.

Lass nicht zu,
dass ich mürrisch werde oder trotzig.
Erhalte mir ein paar gute Freunde.
Bewahre mich davor,
endlose Einzelheiten aufzuzählen.

    Verleihe mir Flügel,
    zur Hauptsache zu kommen.
    Versiegle meine Lippen,
    wenn ich klagen möchte.
    Ich weiß, meine Leiden nehmen zu,
    auch die Lust sie aufzuzählen.
    Umso mehr bitte ich dich um die Gnade,
    dass ich alles mit Geduld ertrage.

Ich wage es nicht,
um ein besseres Gedächtnis zu bitten,
wohl aber um größere Bescheidenheit
und weniger Selbstsicherheit,
wenn ich aus meinem Leben erzähle.

    Führe mich, Herr, zu der Erkenntnis,
    dass ich mich gelegentlich auch irren kann.
    Sorge dafür, dass ich liebenswürdig bleibe,
    liebenswürdig werde.

Ich dränge nicht darauf, eine Heilige zu werden –
manche von ihnen sind so sauertöpfisch.
    Schenke mir vielmehr die Fähigkeit, Gutes zu tun,
    auch denen, die es nicht von mir erwarten.

Gib mir, Herr, die Gnade,
es den Menschen auch zu sagen, dass ich sie liebe.

    Segne mein Alter
    und halte deine segensreiche Hand über alle,
    die mich mögen.
 (Eine englische Nonne aus dem 17. Jahrhundert)


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