Blog-Layout

Fastenzeit – Handlich bereitet - Gedanken von P. Heinz Günter Hilgefort

40 Tage sind eine lange Zeit, wenn man sie vor sich hat. Da sind handliche Ratschläge wertvoll und Menschen willkommen, die einem dabei zur Hand gehen.
Ich habe einen solchen gefunden: Der Theologe Karl Barth. Er rät:
Hände aus der Tasche nehmen - Hände hin und wieder in den Schoß legen - Hände von Zeit zu Zeit falten!

Fasten seat belts“: wer (mit dem Flugzeug) hoch hinaus will kennt diesen Rat-schlag: Sich festmachen (angurten).
Fastenzeit: Die Zeit zum Fest-machen für den Nächsten dadurch, dass ich meine Hände aus der Tasche nehme und sie anderen gebe, dass sie mehr Möglichkeiten zum vollen Leben haben.
Fasten und einfach mal ruhen. Die Hände in den Schoß legen und sie spüren lassen, dass sie nicht die Macher sind, sondern dass Gott sie trägt und hält.
Vertrauen üben, damit der Glaube an Gott zu einer tragenden Kraft wird.
Kommt und ruht euch aus, sagt der Herr und lädt nicht ein zum Faulenzen, sondern zum Wachsen im Vertrauen. Das nennt man „engagierte Gelassenheit“. So wie wir den Samen loslassen müssen, damit er wachsen kann, so lassen wir Gott handeln in unserem Vertrauen und werden dabei stärker in unserem Glauben.
Fasten, indem ich die Finger in sich festmache, sie falte zum Gebet, indem ich die Finger zur Gemeinschaft vor Gott mache, zum Gebet falte. Sie umarmen sich in der Liebe und Freude, bei Gott zu sein. Heute ballt man nur die Hände zur Faust, man faltet sie nicht mehr, meint Ferdinand Freiligrath. Widerlegen wir ihn, indem wir Beten und feiern, Gott danken und vor ihm klagten, in loben in Wort und Gesang.

Wenn ich die Hände falte, zeige ich meine Liebe zu Gott.
Wenn ich sie in den Schoß lege, gönne ich mir selbst etwas und bin gut zu mir.
Wenn ich sie aus der Tasche nehme, kann ich andere lieben und ihnen helfen.
Das ist der große Dreiklang der Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe.
Der bewegende Dreiklang: Der Nächste findet Hilfe, ich werde stark im Glauben und Gott freut sich.

Ja, Fasten heißt:
Lernen mit einfachen Dingen glücklich zu sein
Sich freimachen von den tausend Fesseln der tausend Dinge
Die einfachen Freuden in Dankbarkeit genießen
Drei handliche Grundregeln,
einfach und gut
Einfach gut!

 
                                                 .-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Hanns Dieter Hüsch, der 2005 gestorbene Kabarettist vom Niederrhein,
schreibt unter dem Titel „Segen für allezeit“ folgende Gedanken (Auszüge):

Im Übrigen meine ich
Dass Gott uns das Geleit geben möge
Immerdar
Auf unserem langen Weg zu unserer Menschwerdung. …
Er möge uns ganz nahe sein in unserer Not
Wenn wir uns im dornigen Gestrüpp der Wirklichkeit verlieren.…
Er möge uns die vielen Streitigkeiten von morgens
Bis abends verzeihen
Das Hin und Her zwischen den vielen Fronten.
Und all die Vorwürfe, die wir uns gegenseitig machen
Möge er in herzhaftes Gelächter verwandeln
Und unsere Bosheiten in viele kleine Witze auflösen.…
Und wir bitten ihn Zeichen zu setzen und Wunder zu tun
Dass wir von all unseren Schuldzuweisungen ablassen …
Er möge uns von seiner Freiheit ein Lied singen
Auf dass wir alle gestrigen Vorurteile außer Kraft
Und alle Feindseligkeiten außer Gefecht setzen. …
Er möge vor allem die Kinder schützen und die Tiere
Vor jeglicher Willkür…
Ja, Er möge sich zu uns an den Tisch setzen und erkennen
Wie sehr wir ihn brauchen überall
Auf der ganzen Welt.
Denn wer will uns erlösen von all unserem
Weltgeschichtlichen Wahn
Auch von unseren täglichen Lebenskonflikten

Gott der Herr möge auch manchmal ein Machtwort sprechen
mit all jeden Herren die sich selber zu Göttern ernannt
die Menschen durch Maschinen ersetzen und für
Geld Kriege führen
Und mit Drogen alle Zukunft zerstören
Er möge sich unser erbarmen
Am Tage und in der Nacht
In der großen Welt und in der kleinen Welt unseres Alltags
In den Parlamenten in den Chefetagen der Industrie
Und in unseren Küchen.
Er möge uns unsere Krankheiten überstehen lassen
Und uns in der Jugend und im Alter seine Schulter
Geben damit wir uns von Zeit zu Zeit von Gegenwart zu
Gegenwart an ihn anlehnen können getröstet
gestärkt und ermutigt

in: Michael Blum und Hanns Dieter Hüsch,Das kleine Buch zum Segen,
Düsseldorf 1998, 4-6


von Peter Fobes 15. April 2022
Ostern, dem Fest der Auferstehung Christi, geht die Karwoche voraus, mit dem Karfreitag als Tag seines Kreuzestodes. Der Termin des Osterfestes, das nicht jedes Jahr auf denselben Tag fällt, lässt sich berechnen: Es ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings. Ostern ist also untrennbar mit dem Frühjahr verbunden. Bereits in der Zeit vor dem Fest ist zu sehen, dass die Tage deutlich länger werden. Die ersten Blumen blühen, die Knospen der Bäume stehen kurz vor dem Aufbrechen. Allgegenwärtig wird das Gefühl geweckt, dass der Winter mit seinem Frost und den langen Nächten beendet ist und die Natur neu beginnt. Täglich gibt es etwas Neues zu entdecken, mal verhaltener, mal heftiger springt es ins Auge: ein langsames, aber unaufhaltsames Erwachen der Natur. Es lockt die Menschen nach draußen, in den Garten oder zum Spaziergang, aus der Enge in die Weite, aus dem Dunkel des Winters in das Licht des Frühjahrs. Sobald die Sonne hervorbricht, strahlt alles in neuen kräftigen Farben: die Blumen, das Gras, der Himmel, das Wasser, ja selbst die Gesichter der Menschen. Ist dies nicht ein Sinnbild? Dass der Frühling die Erde bereitet? Als Hinführung zum Osterfest? Die Natur begleitet uns mit ihren aufbrechenden Schönheiten bis zu dem großen geistlichen Aufbruch, der im Karfreitag und im Osterfest enthalten ist: der Kreuzestod Jesu brachte der Welt die Erlösung, seine Auferstehung den Glauben an das neue Leben. Br. Peter Fobes O s t e r n – Worte, die uns ins Gehen bringen Ja, O(h)-Stern, Licht in der Nacht, Licht für die die durch Nächte müssen. Nicht, We(h)-stern mit dem „Sing mir das Lied vom Tod“. Auch wenn wir nicht mit voller Brust das Halleluja singen dürfen, mit vollem Herzen können wir es tun. Als der Herr auferstand, lag Jerusalem noch in tiefem Dunkel nach den Ereignissen des Karfreitags. Es war so dunkel, dass die Wächter am Grab ihren Dienst vergaßen und eingeschlafen waren. Niemand hat es gesehen und doch leben alle von diesem Aufstand Gottes gegen den von der Sünde verhängten Tod. Einige aber wachten: die Jüngerinnen Jesu. Papst Franziskus sagt es so: „Sie wachten in jener Nacht, gemeinsam mit Maria. Sie blieben nicht in Angst und Schmerz gefangen. Sie gingen hinaus und fanden das Grab offen. Und sie gingen hinein. Sie wachten, gingen hinaus und traten ins Geheimnis ein. Lernen wir von ihnen, mit Gott und mit Maria zu wachen, um in das Geheimnis einzutreten, das uns vom Tod zum Leben übergehen lässt.“ Wunderbare Worte, die uns ins Gehen bringen, gehen im Licht des Herrn mit unserem Licht des Glaubens zur Freude aller, die uns begegnen. Ein frohes Osterfest! P. Heinz Günter Hilgefort Ostern - „Gott ist immer für eine Überraschung gut“ Wenn Sie Eigenschaften Gottes aufzählen sollten, welche würden Sie nennen? Aus dem Katechismus erinnern Sie sich vielleicht an Antworten wie: heilig, groß, erhaben, allmächtig. Im Blick auf Jesus kommen mir Eigenschaften in den Sinn wie: gütig, barmherzig, liebevoll, menschenfreundlich. Würden Ihnen auch Eigenschaften einfallen, wie die folgenden: überraschend, schöpferisch, fantasievoll, befreiend? Manchmal frage ich mich: Ist uns Christen eigentlich die Ungeheuerlichkeit dessen bewusst, was wir zu Ostern feiern: Ein Toter verlässt sein Grab und lebt!? Das stellt die Welt auf den Kopf! Wer außer Gott könnte auf eine solche Idee kommen? Wir sind doch wahrscheinlich eher geneigt zu sagen: „Unmöglich! Das gibt’s doch gar nicht!“ Doch obwohl viele „unmöglich“ sagen, singen sie im Brustton der Überzeugung: „Preis dem Todesüberwinder“ und bekennen: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten!“ Ist uns bewusst, was wir da singen und bekennen? Die Osterbotschaft ist vielen fast schon zur Selbstverständlichkeiten geworden, obwohl sie doch Unglaubliches besagt, was dem Verstand kaum fassbar ist. Zu Ostern feiern wir Christen, dass unser Gott immer für eine Überraschung gut ist, Wege und Auswege weist, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Das ist alles andere als selbstverständlich! Antworte ich auf diese „Nicht-Selbstverständlichkeit“ mit Liedern und Worten oder mit meinem Leben? Macht mich der Osterglaube mutig, optimistisch, fantasievoll? Lässt mich die Auferstehung Jesu Wege suchen, die neu sind, die befreien, wo Leben festgefahren ist? Bedenke ich, wie revolutionär das Ostergeheimnis in der Mitte meines Glaubens ist, bin ich manchmal enttäuscht, wenn ich die Ängstlichkeit vieler Christen sehe und derer, die sie leiten: ihre Mutlosigkeit, ihre Fantasielosigkeit, ihre Angst vor neuen Wegen, ihre Angst vor der jungen Generation und ihren Ausdrucksformen, ihre Angst, Scheitern als Teil des Lebens anzunehmen und Gescheiterte zu integrieren. Das passt so gar nicht zu unseren ach so mutigen österlichen Worten und Liedern. Manchmal habe ich den Eindruck: mit einem Christus im Grab fühlen sich Christen sicherer als mit dem anstrengenden Auferstandenen, dem Unruhestifter. Darum wünsche ich mir zu Ostern mutige Christen, die dem Leben, der Zukunft trauen, die das Wort „unmöglich“ in Frage stellen, die schöpferisch denken, die nach Wegen suchen für das Geschenk des Lebens, weil Gott das Leben ist, die dem Unbekannten, dem Neuen trauen - weil ihnen darin der Auferstandene begegnen kann – wie Maria Magdalena in der fremden Gestalt des Gärtners, wie den beiden auf dem Weg nach Emmaus in dem Unbekannten. Ein wahrhaft österliches Wort stammt von dem irischen Schriftsteller George Bernhard Shaw: „Manche Leute sehen Dinge und fragen „Warum?“ - ich träume von Dingen, die es nie gab, und frage: „Warum eigentlich nicht?“ Ich wünsche Ihnen ein mutiges, Leben bejahendes Osterfest! P. Heribert Arens
von 183:890601919 27. März 2022
Eine Gruppe von Blinden sollte einen Elefanten kennenlernen. Da sie ihn nicht sehen konnten, durften sie ihn ertasten. Dann tauschten sie ihre Erfahrungen aus: "Ein Elefant ist eine große, stämmige Säule", sagte einer, der ein Bein ertastet hatte. "Ein Elefant ist wie ein Glockenseil", sagte ein anderer, der den Schwanz ertastet hatte. Und ein dritter - er hatte den Rüssel berührt - sagte: "Ein Elefant ist ein großer, kräftiger Schlauch." Sie hatten alle recht und unrecht zugleich. Erst, wenn man ihre Erfahrungen wie ein Mosaik zusammenfügte, entstand das Gesamtbild eines Elefanten. Wie diese Blinden sind wir, wenn wir nach Franz von Assisi und seiner Spiritualität tasten. Wir ertasten vieles. All das stimmt. Aber es wird falsch, wenn wir einzelne Aspekte absolut setzen und uns gar darüber zerstreiten. Das Bild des Franz von Assisi ist wie ein Mosaik, zusammengesetzt aus vielen Steinen. Solche Mosaiksteine wollen wollen die Gedanken sein, die in dieser Rubrik zu finden sind. 
von 183:890601919 26. März 2022
Alt sein Unter diesem Thema stellen wir Ihnen Gedanken, Ideen und Texte vor, die unserer Situation ("Seniorenkloster") entsprechen und die für ältere Menschen anregend sein können. 1) Wie alt sein? Das objektive Alter, gemessen an Jahren, sagt einiges, aber nicht alles über einen Menschen. Manche sind mit 45 Jahren innerlich ver-greist, andere sind mit 90 geistig frisch – und nicht selten auch körperlich fit. Beides macht den Menschen zwar nicht an Jahren jünger oder älter, aber es gibt den Jahren eine eigene Qualität: Frische, Energie, Lebenslust beim Älteren, Initiativlosigkeit, Trägheit, Unbeweglichkeit bei manchen Jüngeren. Alter definiert sich nach der Anzahl der Jahre, aber das ist nicht die einzige Definition. „Man kann nicht früh genug anfangen, alt zu werden“, sagt der Volksmund. Das will nicht sagen, dass ich als Kind schon lernen soll, ein Greis zu sein. Vielmehr ist es die beste Vorbereitung auf die hochbetagten Lebensjahre, wenn der Mensch der Phase gemäß lebt, in der er sich befindet: Bist du ein Kind, lebe wie ein Kind. Bist Du ein Jugendlicher, lebe wie ein Jugendlicher. Bist du in der Lebensmitte, lebe diese Phase. Einüben ins hohe Lebensalter geschieht dadurch, dass ich einfach jede Lebensphase im Hier und Heute so lebe, wie es ihr angemessen ist. aus: Heribert Arens,Martino Machowiak: Lebendig alt sein, Würzburg 2) Gebet einer alten Nonne Herr, du weißt es besser als ich selbst: ich werde älter – und eines Tages gehöre ich zu den Alten. Bewahre mich vor den unheilvollen Angewohnheiten zu meinen, ich müsse zu allen etwas sagen. Befreie mich von dem Verlangen, jedermanns Angelegenheiten in Ordnung bringen zu wollen. Mache mich bedachtsam, hilfsbereit, menschenfreundlich. Lass nicht zu, dass ich mürrisch werde oder trotzig. Erhalte mir ein paar gute Freunde. Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzählen. Verleihe mir Flügel, zur Hauptsache zu kommen. Versiegle meine Lippen, wenn ich klagen möchte. Ich weiß, meine Leiden nehmen zu, auch die Lust sie aufzuzählen. Umso mehr bitte ich dich um die Gnade, dass ich alles mit Geduld ertrage. Ich wage es nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten, wohl aber um größere Bescheidenheit und weniger Selbstsicherheit, wenn ich aus meinem Leben erzähle. Führe mich, Herr, zu der Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich auch irren kann. Sorge dafür, dass ich liebenswürdig bleibe, liebenswürdig werde. Ich dränge nicht darauf, eine Heilige zu werden – manche von ihnen sind so sauertöpfisch. Schenke mir vielmehr die Fähigkeit, Gutes zu tun, auch denen, die es nicht von mir erwarten. Gib mir, Herr, die Gnade, es den Menschen auch zu sagen, dass ich sie liebe. Segne mein Alter und halte deine segensreiche Hand über alle, die mich mögen. (Eine englische Nonne aus dem 17. Jahrhundert)
25. März 2022
Der hl. Josef – Gedanken von P. Heinz-Günter Hilgefort zum 19. März 2023 „Der hl. Josef war ganz wach in der Nacht. Er machte kein Bohei. Er blieb im Hintergrund. Er war nur. Einfach so.“ meint Pater Albert Altenähr.Er ist nur da, meine ich. Die Fastenzeit drängt alles andere beiseite. Und das fast jedes Jahr. Und im Mai sind wir eben im Mai, draußen im Frühling und wer denkt da an Josef? Und doch: Auch wenn der hl. Josef in der christlichen Tradition eher der Untergebutterte, der Verdeckte, der im Schatten von Mutter und Kind Stehende ist, tut er immer das, was getan werden muss und rettet so beide. Er ist in der frommen Verehrung die treue Seele, das schweigende Vorbild, der Handwerker und Ausbilder des späteren Erlösers. Gedanken zum 19. März: Was Papst Franziskus über den hl. Josef denkt Josef ist ein ganz normaler Mensch. Seine Heiligkeit besteht darin, dass er durch die guten und schlechten Umstände, die er durchleben und bewältigen musste, zu einem Heiligen geworden ist. In ihm finden wir den Mann für schwierige Zeiten, den Mann, der es versteht, Verantwortung zu übernehmen. · Nur ein Mensch, der wie der hl. Josef betet, kann auch in der Lage sein, die Stimme Gottes inmitten der vielen Stimmen, die uns umgeben, zu unterscheiden. · Wir leben in einer schwierigen Zeit, die von der Coronavirus-Pandemie geprägt ist. Viele Menschen leiden, viele Familien sind in Schwierigkeiten, viele Menschen werden von der Angst vor dem Tod, vor einer ungewissen Zukunft bedrängt. Gerade in einer so schwierigen Zeit brauchen wir jemanden, der uns ermutigt, hilft und inspiriert. Joseph ist ein heller Zeuge in dunklen Zeiten. · Die väterliche Beziehung zwischen Josef und Jesus hat sein Leben so beeinflusst, dass die spätere Verkündigung Jesu voller Bilder und Anspielungen ist, die aus der Vorstellung seines Vaters stammen. · Die Söhne von heute werden die Väter von morgen. Darum sollten sie sich fragen, welche Väter sie gehabt haben und welche Väter sie werden wollen. Sie sollten die väterliche Rolle nicht dem Zufall überlassen, sondern bewusst entscheiden, wie sie jemanden lieben, wie sie Verantwortung für jemanden übernehmen. · Wenn wir an die Kirche denken, denken wir meistens an sie als Mutter. Aber wir sollten den Mut haben zu sagen, dass die Kirche auch väterlich sein sollte. Ich meine damit die ganz und gar väterliche Fähigkeit, Kinder in die Lage zu versetzen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Freiheit auszuüben. · Ein echter Vater sagt dir nicht, dass immer alles gut gehen wird, sondern dass du selbst dann, wenn du in eine Situation gerätst, in der es nicht gut läuft, in der Lage sein wirst, diese Momente mit Würde zu ertragen und zu leben. Einen reifen Menschen erkennt man nicht an seinen Siegen, sondern an der Art und Weise, wie er an der Erfahrung des Scheiterns und der Schwäche wächst. · Die Kirche ist kein abstraktes Gebilde, sie trägt das Gesicht von konkreten Personen, denen wir einen genauen Namen geben können. Wir haben unseren Glauben immer durch eine Beziehung zu jemandem erhalten. Der christliche Glaube ist nicht etwas, das man aus Büchern oder mit einfachen Argumenten lernen kann, sondern er ist ein Weg, der über Beziehungen führt. vgl. Vatican news, 13. 01. 2022
31. Dezember 2021
7 Leitsätze für 2022 Diese Leitsätze habe ich entwickelt zum Jahreswechsel 2020/2021 angesichts der Corona-Pandemie. Damals hätte ich kaum geglaubt, dass sie auch beim Jahreswechsel 2021/2022 noch aktuell sind. Bei aller Existenzangst vor Konsequenzen der Pandemie: es gab in diesem Jahr auch wertvolle Erfahrungen. Diese Erfahrungen möchte ich nicht so schnell verlieren. Darum nehme ich sie als Leitsätze mit in das neue Jahr 2021. 1. Ich gehe mit dem Vertrauen auf den Gott des Lebens in das neue Jahr. Die wichtigste Erfahrung des vergangenen Jahres bringt der Apostel Paulus für mich auf den Punkt, wenn er im 2. Korintherbrief viel Durchlittenes aufzählt und im Blick auf all das schreibt: „…und seht, wir leben!“ (2 Kor 6,9). Selbstverständlich ist es nicht, dass wir leben! Manch einer hat vielleicht mit neuer Intensität erlebt, was für ein Geschenk das Leben ist. Wir können vieles für Gesundheit und Lebensqualität tun. Ob es gelingt, liegt nicht in unserer Hand. Darum will ich das neue Jahr als ein Geschenk Gottes ansehen und jeden neuen Tag genießen. Ich will das Vertrauen pflegen, dass Gott an meiner Seite geht: oft unerkannt, oft so, dass sein Dasein mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Vielleicht ist er auch an meiner Seite wie der Auferstandene zwischen den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus: Sie erkannten ihn nicht. Er ging an ihrer Seite. Ihnen brannte das Herz. Später erst, als er das Brot brach, erkannten sie ihn. Auf jeden Fall: ich lebe! Darum kann ich dieses neue Jahr beginnen. 2. Ich will mir Zeit nehmen für mich selbst und für die Menschen, die zu mir gehören. Auch wenn es mit der Zeit vielleicht anstrengend wurde, es war wertvoll, nicht vor mir selbst wegzulaufen, es bei mir selber auszuhalten. Vielen war es wertvoll, bei ihrer Familie zu sein, Zeit zu haben für die Frau, den Mann, die Kinder. Es tat gut, Zeit miteinander zu verbringen. Es hat das Vertrauen gestärkt, dass wir gemeinsam stark sind, dass es gemeinsam mehr Freude macht: es tut einfach gut, nicht allein durchs Leben zu gehen. Mancher hat seine Familie und auch sich selbst ganz neu entdeckt. Das möchte sie, möchte er, das möchte ich aus dieser Krise in die neue „Normalität“ (wenn sie denn kommt), in das neue Jahr hinüberretten und lebendig erhalten! 3. Ich will respektvollen Abstand halten und gleichzeitig Nähe zeigen. „Abstand halten“ – das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, in der Kirche genauso wie an der Kaufhauskasse. Wie wichtig und Leben-rettend das sein kann, ist mir erst in der Krise bewusst geworden. Nicht nur in Coronazeiten ist es gut, wenn man sich nicht zu nah „auf die Pelle rückt“. Mit Abstand sehe ich den anderen besser. Mit Abstand reiße ich ihm den Zaun seiner persönlichen Sphäre nicht ein. Distanzlose Menschen sind oft nur schwer zu ertragen. Nicht zu vergessen: Manchmal muss man sich auseinander-setzen, auf Abstand gehen, um sich neu zu finden. Manchmal denke ich: Ob Gott sich wohl deshalb so oft auf Abstand hält, damit er uns nicht zu sehr „auf die Pelle rückt“, damit wir Freiheit zum Leben behalten? 4. Ich möchte eine große Wertschätzung behalten für Menschen in Berufen, die sich für andere viel gefallen lassen. Durch die Coronakrise sind manche Berufe ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, die sonst kaum beachtet sind, die zum Teil auch durch sündhaft schlechten Lohn missachtet werden. Dem Pflegepersonal in Krankenhäusern und Seniorenheimen wurde Applaus geklatscht. Kassiererinnen im Supermarkt erhielten kleine Geschenke als Anerkennung. Die Polizei, Rettungsdienste, LKW-Fahrer für den notwendigen Nachschub und Müll-Entsorger wurden mehr als sonst be- und geachtet. Manche Berufe bekamen eine Sonderzuwendung für ihren aufreibenden Dienst. Aber sie alle sind Frauen und Männer, die nicht nur zur Coronazeit in Treue ihren oft aufreibenden Dienst tun. Ob sich Politik und Wirtschaft auch nach Corona noch dafür interessieren, dass sie gerechten Lohn verdienen und dadurch auch Wertschätzung erfahren? Ich jedenfalls möchte solche Wertschätzung mit in das neue Jahr nehmen. 5. Ich möchte das Gespür für Solidarität mit ins neue Jahr nehmen. Viele haben In diesem Jahr Solidarität gezeigt. Beim Gang durch die Stadt fand ich Plakate, auf denen sich junge Menschen anboten, für die einzukaufen, die das Haus nicht verlassen durften oder konnten. Ich habe von Aktionen gehört, die Menschen mit Lebensmitteln versorgten, weil die Tafeln geschlossen werden mussten. Sehr viele, die nicht zu einer Risikogruppe gehörten, haben sich, solidarisch mit Menschen aus Risikogruppen wie zum Beispiel alten Menschen, an die Regeln gehalten. Nichtsesshafte und Obdachlose waren besonders darauf angewiesen, dass man sie wahrnimmt und ihnen unter die Arme greift: mit Lebensmitteln, mit Hygieneartikeln und einem freundlichen Lächeln. Solches und vieles mehr, oft ganz still und unauffällig angeboten, hat manchem geholfen, die Pandemie bis heute zu überstehen. Was mich sehr bewegt ist die Frage: Werden die starken Länder Europas solidarisch mit den Schwächeren sein, wenn es gilt, den Wiederaufbau nach der Pandemie anzupacken? Alles andere wäre eine Bankrotterklärung für die europäische Idee und eine Schande. 6. Ich will die Erinnerung an den Verzicht dieses Jahres in das neue Jahr mitnehmen. Durch Verzichten habe ich neue Wertschätzung gelernt. Auf vieles mussten wir in diesem Jahr verzichten, auch im Bereich des Religiösen: Wir mussten auf Gottesdienste verzichten, sogar am Osterfest. Mir hat das bewusst gemacht, welch ein Geschenk der Gottesdienst ist, der mir so selbstverständlich geworden war. Im Gottesdienst mussten wir, als er wieder möglich war, auf Nähe verzichten, auf Zeichen wie den Friedensgruß, auf Gesang. Dieser Verzicht hat mich gelehrt, wie wertvoll das alles ist. Wertschätzung für Selbstverständliches möchte ich mitnehmen ins neue Jahr. 7. Ich wünsche mir, dass die vielerorts aufgeblühte Kreativität bleibt. Diese Krise hat viel Kreativität aufblühen lassen. Was ist Menschen nicht alles eingefallen, um Lebendigkeit und Lebensmut in der Zeit der Lebensbedrohung lebendig zu halten! Kinder haben für Alte gemalt. Eltern haben mit ihren Kindern Steine bemalt und als „Steinschlangen“ Wegränder damit geschmückt. Balkone wurden zu Konzertbühnen: ganze Straßenzüge haben auf dem Balkon oder am offenen Fenster gesungen. Künstler haben sich per Videoschaltung verbunden, musiziert und diese Musik zur Freude vieler über das Internet verbreitet. Autokinos wurden zu Gottesdienstorten oder zum Ersatz für die Aula, um die Abiturzeugnisse zu überreichen, und, und, und… Wie schön wäre es, wenn viele von uns so kreativ blieben! Gute Erwartungen 2020 war für viele ein schmerzliches Jahr mit schmerzlichen Verlusterfahrungen, mit Zumutungen. Aber es war auch ein Jahr positiver Überraschungen und kreativer Wege, die mich das Leben ganz neu entdecken ließen. Und darum gehe ich mit Gott in das neue Jahr, weil ich ihn auch hinter den positiven Erfahrungen des letzten Jahres zu entdecken glaube. Darum möchte ich auch 2021 ein Christ sein, wie ihn der evangelische Theologe Ernst Lange charakterisiert hat: „Christen sind Menschen, die sich nicht von ihren schlechten Erfahrungen leiten lassen, sondern von ihren guten Erwartungen.“ Heribert Arens in der Zeitschrift "Der Prediger und Katechet,, 1, 2020/2021 Zum Jahreswechsel „In deiner Hand steht meine Zeit“ / Psalm 31,16 Ich schaue zurück auf 12 Monate – den wiederkehrenden Kreislauf das Neuwerden im Frühling das Wachsen und Reifen im Sommer das Ernten im Herbst das Ruhen und Warten im Winter Ich schaue zurück auf 52 Wochen – den Wechsel von Freude und Trauer von Zuversicht und Mutlosigkeit von Fülle und Leere von Arbeit und Erholung Ich schaue zurück auf 365 Tage – gefüllt mit Gespräch und Wortlosigkeit Gesundheit und Krankheit Versöhnung und Auflehnung Hoffnung und Verzweiflung Ich schaue zurück auf 8.760 Stunden – Stunden von Frohsinn und Traurigkeit Stunden von Stärke und Versagen Stunden von Verstehen und Fragen Stunden von Geborgenheit und Trostlosigkeit Stunden von Dankbarkeit und Enttäuschung Ich schaue zurück auf 525 600 Minuten – Minuten – gefüllt oder verschwendet Minuten – befreiend oder einengend Minuten – entscheidend oder verpasst Minuten – … Ich schaue zurück auf 31 536 000 Sekunden – jede Sekunde – ein Herzschlag jede Sekunde – ein neuer Anfang jede Sekunde – von Gott geliebt jede Sekunde … Ich schaue voraus auf das neue Jahr mit dem VERTRAUEN getragen von der HOFFNUNG „In deiner Hand steht meine Zeit“ Sr. Martino Machowiak cps, 2021
12. Dezember 2021
... dann erst ist Weihnachten In einem alten irischen Lied heißt es: Wenn der Gesang der Engel verstummt ist, wenn der Stern am Himmel untergegangen, wenn die Könige und Fürsten heimgekehrt wenn die Hirten mit ihrer Herde fortgezogen sind, dann erst beginnt das Werk von Weihnachten: die Verlorenen finden, die Zerbrochenen heilen, den Hungernden zu essen geben, die Gefangenen freilassen, die Völker aufrichten, den Menschen Frieden bringen, in den Herzen musizieren. Blick nach Bethlehem Lasst uns den Blick wenden, der, vom Alltag gehetzt, nicht Ruhe findet, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden der angsterfüllt in die Zukunft starrt, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden, der mit Sorge beladen zur Erde gekehrt, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden zu jenem Kind, das uns Hoffnung bringt, nach Bethlehem. Marlies Böhm Weihnachten der Tiere oder Was ist das Wichtigste an Weihnachten Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. "Na klar, Gänsebraten", sagte der Fuchs, "was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!" "Schnee", sagte der Eisbär, "viel Schnee!" Und er schwärmte verzückt: "Weiße Weihnachten feiern!" Das Reh sagte: "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern." "Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule "schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache!" "Aber mein neues Kleid muss man sehen", sagte der Pfau "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten." "Und Schmuck, "krächzte die Elster, "jede Weihnachten kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste." "Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen ", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache, wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich lieber auf Weihnachten." "Mach's wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, das ist das Wahre an Weihnachten, mal richtig ausschlafen!" "Und saufen", ergänzte der Ochse, "mal richtig einen saufen und dann pennen..." ...dann aber schrie er "Aua!!; denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: "Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: "Das Kind, ja das Kind, das Kind ist die Hauptsache." "Übrigens", fragte der Esel: "Ob das auch die Menschen wissen??" Verfasser unbekannt Was von Weihnachten bleibt Was bleibt von Weihnachten? Was geht von diesem Fest mit in den Alltag? Wir haben die Geburt eines Kindes gefeiert, nicht irgendeines Kindes, sondern die Geburt Jesu, in dem Gott in der Welt erschienen ist. Dieses Kind wurde im Stall geboren. Seine Wiege war eine Futterkrippe. Die Umstände sind anders als beim kleinen Prinzen George in London. Der ist in allen Hochglanzmagazinen zu bewundern. Alle Welt wollte und will ihn sehen. Zum Kind in der Futterkrippe kamen kleine, einfache Leute wie die Hirten. Ochs und Esel, Schafe und Kamele – und alle, die wir gern so betiteln, sind in seine Nähe eingeladen. Ihnen allen ist in diesem Kind der Heiland geboren. Das ist wesentlicher Teil der Botschaft von Weihnachten: Gott ist an der Seite der kleinen, der einfachen Leute. Diese Zusage hält sich im Leben Jesu durch – von der Krippe bis zum Kreuz. Gerade die Heillosen, die Armen, die Verachteten finden ihn an ihrer Seite. Die „da oben“ müssen einen weiten Weg gehen wie die drei Könige. Und sie müssen ihre oft selbstgebastelten Kronen ablegen, klein und demütig werden. Dann finden sie das Kind. Dann begegnet ihnen in diesem Kind Gott. Ich wünsche mir, dass das von Weihnachten bleibt: eine Kirche und eine Gesellschaft, denen kleine Leute, Arme, Flüchtlinge, Asylsuchenden, die alles verloren haben, nicht gleichgültig sind. Ich wünsche mir eine Kirche und eine Gesellschaft, in der sich keiner so aufspielt, als wäre er/sie der liebe Gott persönlich. Leider gibt es bei uns viel zu viele „kleine Herrgötter“. Sie meinen, sie müssten etwas Besseres sein. Sie vergleichen sich mit anderen, schätzen andere gering, glauben ein Recht zu haben, auf andere herabzusehen. Die haben wenig begriffen von der Geburt im Stall. Ich bekam einen Weihnachtsgruß, auf dem gedruckt stand: „Der Mensch GERNEGROSS – Gott gerneklein“ Die Geburt im Stall setzt ein Zeichen gegen die „kleinen Herrgötter!“ Wo sie die Welt beherrschen, wird es menschenunfreundlich, denn kein Mensch hat das Format zum Herrgott. Wo Menschen sich auf den „gerneklein-Gott“ einlassen und vor ihm die Knie beugen, da wird die Welt menschlich, weil sie göttlich wird. Das gibt nicht nur Gott den Platz in der Welt, die ihm zusteht, es reduziert auch den Menschen auf den Platz, der ihm zusteht. Das besingt Maria im Loblied des Magnifikat: „Du hast auf meine Niedrigkeit geschaut! Du stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöhst die Niedrigen. Die Reichen lässt du leer ausgehen, die Hungernden erfüllst du mit deinen Gaben.“ Ich wünsche mir, dass das von Weihnachten bleibt: die Erinnerung an die Geburt Gottes im Stall. P. Heribert Arens Franziskus feiert Weihnachten in Greccio Drei Jahre vor seinem Heimgang beschloss er, bei dem Dörfchen Greccio das Fest der Geburt des Jesuskindes mit aller Feierlichkeit zu begehen, um die Andacht zu ihm neu zu beleben. Dazu erbat er sich vom Papst die Erlaubnis. Dann ließ er eine Krippe herrichten, Heu herbeibringen und Ochs und Esel dorthin führen. Die Brüder werden herbeigerufen, das Volk strömt herzu, und der Wald hallt wider von ihren Gesängen. Jene denkwürdige Nacht wird durch den Lichtschein vieler Fackeln und den wohlklingenden Lobgesang zum strahlenden Fest. Der Gottesmann stand voll heiliger Ergriffenheit bei der Krippe, er weinte vor übergroßer Freude. Über der Krippe wurde ein feierliches Hochamt gefeiert, und Franziskus sang als Diakon das heilige Evangelium. Dann predigte er dem umstehenden Volk von der Geburt des armen Königs; und wenn er ihn nannte, sprach er mit zärtlicher Liebe von dem Kind aus Bethlehem. Der Herr Johannes von Greccio, ein untadeliger und glaubwürdiger Ritter, der um der Liebe Christi willen dem irdischen Ritterdienst entsagt hatte und dem Gottesmann in herzlicher Freundschaft verbunden war, versicherte, er habe in der Krippe ein überaus schönes Kind liegen sehen, das schlief; Franziskus habe es in seine Arme geschlossen und aus dem Schlafe geweckt. Diese Vision des frommen Ritters verdient nicht nur Glauben aufgrund seiner Heiligmäßigkeit, sondern aufgrund der dadurch zum Ausdruck gebrachten Wahrheit. Denn das Beispiel des Franziskus, das die Welt sah, weckte wirklich die Herzen der Menschen auf, in denen der Glaube an Christus starr daniederlag. Und das Heu aus der Krippe, das vom Volk aufbewahrt wurde, brachte dem kranken Vieh wunderbare Genesung und hielt andere schlimme Seuchen von ihm fern. aus: Bonaventura, das große Franziskusleben, 7 Gebet von Papst Franziskus beim Segen „Urbi et Orbi“ 2021 Jesuskind, gib dem Nahen Osten und der ganzen Welt Frieden und Eintracht. Stehe denen bei, die sich für die humanitäre Hilfe zugunsten der Bevölkerungen einsetzen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen; tröste das afghanische Volk, das seit über vierzig Jahren durch Konflikte auf eine harte Probe gestellt wird, die viele dazu bewogen haben, das Land zu verlassen. König der Völker, hilf den politischen Autoritäten, die Gesellschaften zu befrieden, die von Spannungen und Streit geplagt sind. Stehe dem Volk in Myanmar zur Seite, wo Intoleranz und Gewalt oft auch die christliche Gemeinschaft und die Gotteshäuser treffen und einen Schatten auf das friedliche Angesicht dieser Bevölkerung werfen. Sei Licht und Stütze für diejenigen, die glauben und die sich – auch gegen den Strom schwimmend – für die Begegnung und den Dialog einsetzen. Lass nicht zu, dass sich in der Ukraine die Metastasen eines schwelenden Konflikts ausbreiten. Fürst des Friedens, hilf Äthiopien, durch einen aufrichtigen Dialog, der die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt, den Weg zu Versöhnung und Frieden wieder zu finden. Höre den Schrei der Völker in der Sahelzone, die unter der Gewalt des internationalen Terrorismus leiden. Richte deinen Blick auf die Bevölkerungen der Länder Nordafrikas, die von Spaltung, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit heimgesucht sind; lindere das Elend der vielen Brüder und Schwestern, die unter den internen Konflikten im Sudan und Südsudan leiden. Gib, dass sich in den Herzen der Völker Amerikas die Werte der Solidarität, der Versöhnung und der friedlichen Koexistenz durch Dialog, gegenseitige Achtung und Anerkennung der Rechte sowie der kulturellen Werte aller Menschen durchsetzen können. Sohn Gottes, tröste die Opfer der Gewalt gegen Frauen, die in dieser Zeit der Pandemie um sich greift. Gib den Kindern und Jugendlichen Hoffnung, die Mobbing und Missbrauch erleiden. Spende den älteren Menschen Trost und Zuneigung, vor allem denjenigen, die am einsamsten sind. Schenke den Familien, dem erstrangigen Ort der Erziehung und der Grundlage des sozialen Gefüges, Gelassenheit und Einheit. Gott-mit-uns, gewähre den Kranken Gesundheit und erleuchte alle Menschen guten Willens, um die angemessensten Lösungen zur Überwindung der Gesundheitskrise und ihrer Folgen zu finden. Mache die Herzen weit, damit die notwendigen Behandlungen, insbesondere die Impfstoffe, die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen erreichen können. Lohne es allen, die sich fürsorglich und hingebungsvoll um Familienmitglieder, Kranke und die Schwächsten kümmern. Kind von Betlehem, lass die vielen zivilen und militärischen Kriegsgefangenen der jüngsten Konflikte und die aus politischen Gründen Inhaftierten bald nach Hause zurückkehren. Lass uns nicht gleichgültig bleiben angesichts des Dramas der Migranten, Flüchtlinge und Vertriebenen. Ihre Augen bitten uns, uns nicht abzuwenden, die Menschlichkeit, die uns verbindet, nicht zu leugnen, uns ihre Geschichten zu eigen zu machen und ihre Tragödien nicht zu vergessen. Ewiges Wort, du bist Fleisch geworden: Mach uns achtsam gegenüber unserem gemeinsamen Haus, das ebenso unter der Vernachlässigung leidet, mit der wir es oft behandeln, und treibe die politischen Instanzen an, wirksame Vereinbarungen zu treffen, damit die künftigen Generationen in einem Umfeld leben können, das das Leben achtet. Zahlreich sind die Schwierigkeiten unserer Zeit, aber die Hoffnung ist stärker. gefunden in "Vatican News
von franziskaner 20. November 2021
Alles beginnt mit der Sehnsucht Nelly Sachs Alles beginnt mit der Sehnsucht, immer ist im Herzen Raum für mehr, für Schöneres, für Größeres. Das ist des Menschen Größe und Not: Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe. Und wo Sehnsucht sich erfüllt, dort bricht sie noch stärker auf. Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott, mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an ? So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen, dich zu suchen, und lass sie damit enden, dich gefunden zu haben. Herr, wir warten... Herr, wir warten auf dein Kommen! Manchmal tasten wir uns bang durch die Tage unsres Lebens wie durch einen dunklen Gang. Herr, wir warten auf dein Kommen! Oft schon sind wir ganz verzagt, zweifeln, ob sich wird erfüllen, was du zugesagt. Herr, wir warten auf dein Kommen! Wann bricht deiner Zukunft Schein – Zukunft, die die Welt verändert – in die Dunkelheit hinein? Herr, wir warten auf dein Kommen! Gib, dass jeder, wo er ist, spüren mag schon hier und heute, dass du, Herr, im Kommen bist. Verfasser unbekannt Wachet auf, ruft uns die Stimme Pfarrer Philipp Nicolai ist der Dichter des Liedes „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Blättert man in seinem Leben, gab es dicht aufeinander schwere Schicksalschläge, die Auslöser zu den Liedern gewesen sein könnten: Im Herbst 1596 war er auf eine der beiden Pfarrstellen im westfälischen Unna berufen worden. Kaum dort, starb seine Schwester, die ihn versorgt hatte. Sie war kaum verstorben, da brach die Pest aus. Auf dem Kirchhof gleich hinter seinem Haus hatte er oft 20 bis 30 Beerdigungen an einem Tag. Vom Sommer 1597 bis zum Frühjahr 1598 raffte die Seuche 1.400 Menschen dahin. Der Glaube an den Auferstandenen wurde zum Kern seiner Verkündigung und Seelsorge. Was hätte er auch einer Mutter sagen sollen, deren Kind an der Pest starb, oder einem Kind, das seine Eltern verlor! Das Leid anderer mittragen und nicht wissen, wann er dran ist, wurde für ihn zu einem Weckruf. Aber das Leid für Philipp Nicolai nahm noch kein Ende. Die Pest war abgeklungen. Im Winter 1598/99 wurde bekannt: Spanische Reiter des kaiserlichen Heeres werden ihr Quartier in Unna aufschlagen. Nicolai wurde steckbrieflich als Papst-Hasser gesucht. Er floh. Das war schon das zweite Mal, dass er vor den kaiserlichen Truppen fliehen musste. Er flüchtete zur Grafenfamilie nach Waldeck, wo er vorher Erzieher des Grafensohnes gewesen war. Kaum war er dort, starb sein geliebter Schüler. Das war der härteste Schlag für ihn. Doch als die Not für ihn am größten wurde, kam Gott ihm am nächsten. Man kann es mit dem Abstieg Jesu in das Reich des Todes vergleichen: Wäre Jesus nicht dorthin hinabgestiegen, wäre es zu keiner Auferstehung gekommen. So musste auch Philipp Nicolai die tiefsten Tiefen durchmessen, bevor er zu den „königlichen“ Liedern inspiriert wurde, die Generationen von Menschen getröstet haben. Er selbst schreibt dazu: In der Zeit der schweren Prüfungen habe er den Glaubensartikel vom ewigen Leben, die Bibel und die Schriften „des alten Lehrers St. Augustin“ gründlich durchforscht. Er folgerte daraus, die Ankunft des Bräutigams für seine Braut, die Kirche, sei ein Ereignis, auf das im Glauben Vorbereitete und mit guten Taten Gerüstete freudig zugehen. Mit seinem Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ knüpfte er an den Vers aus dem Gleichnis Jesu an: Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! (Mt 25,6) Diesen Ruf formte er zu den Worten: „Wachet auf“, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, wach auf, du Stadt Jerusalem.“ Mitternacht heißt diese Stunde, sie rufen uns mit hellem Munde: Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräutgam kommt; steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn.“
von Peter Fobes 15. April 2022
Ostern, dem Fest der Auferstehung Christi, geht die Karwoche voraus, mit dem Karfreitag als Tag seines Kreuzestodes. Der Termin des Osterfestes, das nicht jedes Jahr auf denselben Tag fällt, lässt sich berechnen: Es ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings. Ostern ist also untrennbar mit dem Frühjahr verbunden. Bereits in der Zeit vor dem Fest ist zu sehen, dass die Tage deutlich länger werden. Die ersten Blumen blühen, die Knospen der Bäume stehen kurz vor dem Aufbrechen. Allgegenwärtig wird das Gefühl geweckt, dass der Winter mit seinem Frost und den langen Nächten beendet ist und die Natur neu beginnt. Täglich gibt es etwas Neues zu entdecken, mal verhaltener, mal heftiger springt es ins Auge: ein langsames, aber unaufhaltsames Erwachen der Natur. Es lockt die Menschen nach draußen, in den Garten oder zum Spaziergang, aus der Enge in die Weite, aus dem Dunkel des Winters in das Licht des Frühjahrs. Sobald die Sonne hervorbricht, strahlt alles in neuen kräftigen Farben: die Blumen, das Gras, der Himmel, das Wasser, ja selbst die Gesichter der Menschen. Ist dies nicht ein Sinnbild? Dass der Frühling die Erde bereitet? Als Hinführung zum Osterfest? Die Natur begleitet uns mit ihren aufbrechenden Schönheiten bis zu dem großen geistlichen Aufbruch, der im Karfreitag und im Osterfest enthalten ist: der Kreuzestod Jesu brachte der Welt die Erlösung, seine Auferstehung den Glauben an das neue Leben. Br. Peter Fobes O s t e r n – Worte, die uns ins Gehen bringen Ja, O(h)-Stern, Licht in der Nacht, Licht für die die durch Nächte müssen. Nicht, We(h)-stern mit dem „Sing mir das Lied vom Tod“. Auch wenn wir nicht mit voller Brust das Halleluja singen dürfen, mit vollem Herzen können wir es tun. Als der Herr auferstand, lag Jerusalem noch in tiefem Dunkel nach den Ereignissen des Karfreitags. Es war so dunkel, dass die Wächter am Grab ihren Dienst vergaßen und eingeschlafen waren. Niemand hat es gesehen und doch leben alle von diesem Aufstand Gottes gegen den von der Sünde verhängten Tod. Einige aber wachten: die Jüngerinnen Jesu. Papst Franziskus sagt es so: „Sie wachten in jener Nacht, gemeinsam mit Maria. Sie blieben nicht in Angst und Schmerz gefangen. Sie gingen hinaus und fanden das Grab offen. Und sie gingen hinein. Sie wachten, gingen hinaus und traten ins Geheimnis ein. Lernen wir von ihnen, mit Gott und mit Maria zu wachen, um in das Geheimnis einzutreten, das uns vom Tod zum Leben übergehen lässt.“ Wunderbare Worte, die uns ins Gehen bringen, gehen im Licht des Herrn mit unserem Licht des Glaubens zur Freude aller, die uns begegnen. Ein frohes Osterfest! P. Heinz Günter Hilgefort Ostern - „Gott ist immer für eine Überraschung gut“ Wenn Sie Eigenschaften Gottes aufzählen sollten, welche würden Sie nennen? Aus dem Katechismus erinnern Sie sich vielleicht an Antworten wie: heilig, groß, erhaben, allmächtig. Im Blick auf Jesus kommen mir Eigenschaften in den Sinn wie: gütig, barmherzig, liebevoll, menschenfreundlich. Würden Ihnen auch Eigenschaften einfallen, wie die folgenden: überraschend, schöpferisch, fantasievoll, befreiend? Manchmal frage ich mich: Ist uns Christen eigentlich die Ungeheuerlichkeit dessen bewusst, was wir zu Ostern feiern: Ein Toter verlässt sein Grab und lebt!? Das stellt die Welt auf den Kopf! Wer außer Gott könnte auf eine solche Idee kommen? Wir sind doch wahrscheinlich eher geneigt zu sagen: „Unmöglich! Das gibt’s doch gar nicht!“ Doch obwohl viele „unmöglich“ sagen, singen sie im Brustton der Überzeugung: „Preis dem Todesüberwinder“ und bekennen: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten!“ Ist uns bewusst, was wir da singen und bekennen? Die Osterbotschaft ist vielen fast schon zur Selbstverständlichkeiten geworden, obwohl sie doch Unglaubliches besagt, was dem Verstand kaum fassbar ist. Zu Ostern feiern wir Christen, dass unser Gott immer für eine Überraschung gut ist, Wege und Auswege weist, wo wir mit unserem Latein am Ende sind. Das ist alles andere als selbstverständlich! Antworte ich auf diese „Nicht-Selbstverständlichkeit“ mit Liedern und Worten oder mit meinem Leben? Macht mich der Osterglaube mutig, optimistisch, fantasievoll? Lässt mich die Auferstehung Jesu Wege suchen, die neu sind, die befreien, wo Leben festgefahren ist? Bedenke ich, wie revolutionär das Ostergeheimnis in der Mitte meines Glaubens ist, bin ich manchmal enttäuscht, wenn ich die Ängstlichkeit vieler Christen sehe und derer, die sie leiten: ihre Mutlosigkeit, ihre Fantasielosigkeit, ihre Angst vor neuen Wegen, ihre Angst vor der jungen Generation und ihren Ausdrucksformen, ihre Angst, Scheitern als Teil des Lebens anzunehmen und Gescheiterte zu integrieren. Das passt so gar nicht zu unseren ach so mutigen österlichen Worten und Liedern. Manchmal habe ich den Eindruck: mit einem Christus im Grab fühlen sich Christen sicherer als mit dem anstrengenden Auferstandenen, dem Unruhestifter. Darum wünsche ich mir zu Ostern mutige Christen, die dem Leben, der Zukunft trauen, die das Wort „unmöglich“ in Frage stellen, die schöpferisch denken, die nach Wegen suchen für das Geschenk des Lebens, weil Gott das Leben ist, die dem Unbekannten, dem Neuen trauen - weil ihnen darin der Auferstandene begegnen kann – wie Maria Magdalena in der fremden Gestalt des Gärtners, wie den beiden auf dem Weg nach Emmaus in dem Unbekannten. Ein wahrhaft österliches Wort stammt von dem irischen Schriftsteller George Bernhard Shaw: „Manche Leute sehen Dinge und fragen „Warum?“ - ich träume von Dingen, die es nie gab, und frage: „Warum eigentlich nicht?“ Ich wünsche Ihnen ein mutiges, Leben bejahendes Osterfest! P. Heribert Arens
von 183:890601919 27. März 2022
Eine Gruppe von Blinden sollte einen Elefanten kennenlernen. Da sie ihn nicht sehen konnten, durften sie ihn ertasten. Dann tauschten sie ihre Erfahrungen aus: "Ein Elefant ist eine große, stämmige Säule", sagte einer, der ein Bein ertastet hatte. "Ein Elefant ist wie ein Glockenseil", sagte ein anderer, der den Schwanz ertastet hatte. Und ein dritter - er hatte den Rüssel berührt - sagte: "Ein Elefant ist ein großer, kräftiger Schlauch." Sie hatten alle recht und unrecht zugleich. Erst, wenn man ihre Erfahrungen wie ein Mosaik zusammenfügte, entstand das Gesamtbild eines Elefanten. Wie diese Blinden sind wir, wenn wir nach Franz von Assisi und seiner Spiritualität tasten. Wir ertasten vieles. All das stimmt. Aber es wird falsch, wenn wir einzelne Aspekte absolut setzen und uns gar darüber zerstreiten. Das Bild des Franz von Assisi ist wie ein Mosaik, zusammengesetzt aus vielen Steinen. Solche Mosaiksteine wollen wollen die Gedanken sein, die in dieser Rubrik zu finden sind. 
von 183:890601919 26. März 2022
Alt sein Unter diesem Thema stellen wir Ihnen Gedanken, Ideen und Texte vor, die unserer Situation ("Seniorenkloster") entsprechen und die für ältere Menschen anregend sein können. 1) Wie alt sein? Das objektive Alter, gemessen an Jahren, sagt einiges, aber nicht alles über einen Menschen. Manche sind mit 45 Jahren innerlich ver-greist, andere sind mit 90 geistig frisch – und nicht selten auch körperlich fit. Beides macht den Menschen zwar nicht an Jahren jünger oder älter, aber es gibt den Jahren eine eigene Qualität: Frische, Energie, Lebenslust beim Älteren, Initiativlosigkeit, Trägheit, Unbeweglichkeit bei manchen Jüngeren. Alter definiert sich nach der Anzahl der Jahre, aber das ist nicht die einzige Definition. „Man kann nicht früh genug anfangen, alt zu werden“, sagt der Volksmund. Das will nicht sagen, dass ich als Kind schon lernen soll, ein Greis zu sein. Vielmehr ist es die beste Vorbereitung auf die hochbetagten Lebensjahre, wenn der Mensch der Phase gemäß lebt, in der er sich befindet: Bist du ein Kind, lebe wie ein Kind. Bist Du ein Jugendlicher, lebe wie ein Jugendlicher. Bist du in der Lebensmitte, lebe diese Phase. Einüben ins hohe Lebensalter geschieht dadurch, dass ich einfach jede Lebensphase im Hier und Heute so lebe, wie es ihr angemessen ist. aus: Heribert Arens,Martino Machowiak: Lebendig alt sein, Würzburg 2) Gebet einer alten Nonne Herr, du weißt es besser als ich selbst: ich werde älter – und eines Tages gehöre ich zu den Alten. Bewahre mich vor den unheilvollen Angewohnheiten zu meinen, ich müsse zu allen etwas sagen. Befreie mich von dem Verlangen, jedermanns Angelegenheiten in Ordnung bringen zu wollen. Mache mich bedachtsam, hilfsbereit, menschenfreundlich. Lass nicht zu, dass ich mürrisch werde oder trotzig. Erhalte mir ein paar gute Freunde. Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzählen. Verleihe mir Flügel, zur Hauptsache zu kommen. Versiegle meine Lippen, wenn ich klagen möchte. Ich weiß, meine Leiden nehmen zu, auch die Lust sie aufzuzählen. Umso mehr bitte ich dich um die Gnade, dass ich alles mit Geduld ertrage. Ich wage es nicht, um ein besseres Gedächtnis zu bitten, wohl aber um größere Bescheidenheit und weniger Selbstsicherheit, wenn ich aus meinem Leben erzähle. Führe mich, Herr, zu der Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich auch irren kann. Sorge dafür, dass ich liebenswürdig bleibe, liebenswürdig werde. Ich dränge nicht darauf, eine Heilige zu werden – manche von ihnen sind so sauertöpfisch. Schenke mir vielmehr die Fähigkeit, Gutes zu tun, auch denen, die es nicht von mir erwarten. Gib mir, Herr, die Gnade, es den Menschen auch zu sagen, dass ich sie liebe. Segne mein Alter und halte deine segensreiche Hand über alle, die mich mögen. (Eine englische Nonne aus dem 17. Jahrhundert)
25. März 2022
Der hl. Josef – Gedanken von P. Heinz-Günter Hilgefort zum 19. März 2023 „Der hl. Josef war ganz wach in der Nacht. Er machte kein Bohei. Er blieb im Hintergrund. Er war nur. Einfach so.“ meint Pater Albert Altenähr.Er ist nur da, meine ich. Die Fastenzeit drängt alles andere beiseite. Und das fast jedes Jahr. Und im Mai sind wir eben im Mai, draußen im Frühling und wer denkt da an Josef? Und doch: Auch wenn der hl. Josef in der christlichen Tradition eher der Untergebutterte, der Verdeckte, der im Schatten von Mutter und Kind Stehende ist, tut er immer das, was getan werden muss und rettet so beide. Er ist in der frommen Verehrung die treue Seele, das schweigende Vorbild, der Handwerker und Ausbilder des späteren Erlösers. Gedanken zum 19. März: Was Papst Franziskus über den hl. Josef denkt Josef ist ein ganz normaler Mensch. Seine Heiligkeit besteht darin, dass er durch die guten und schlechten Umstände, die er durchleben und bewältigen musste, zu einem Heiligen geworden ist. In ihm finden wir den Mann für schwierige Zeiten, den Mann, der es versteht, Verantwortung zu übernehmen. · Nur ein Mensch, der wie der hl. Josef betet, kann auch in der Lage sein, die Stimme Gottes inmitten der vielen Stimmen, die uns umgeben, zu unterscheiden. · Wir leben in einer schwierigen Zeit, die von der Coronavirus-Pandemie geprägt ist. Viele Menschen leiden, viele Familien sind in Schwierigkeiten, viele Menschen werden von der Angst vor dem Tod, vor einer ungewissen Zukunft bedrängt. Gerade in einer so schwierigen Zeit brauchen wir jemanden, der uns ermutigt, hilft und inspiriert. Joseph ist ein heller Zeuge in dunklen Zeiten. · Die väterliche Beziehung zwischen Josef und Jesus hat sein Leben so beeinflusst, dass die spätere Verkündigung Jesu voller Bilder und Anspielungen ist, die aus der Vorstellung seines Vaters stammen. · Die Söhne von heute werden die Väter von morgen. Darum sollten sie sich fragen, welche Väter sie gehabt haben und welche Väter sie werden wollen. Sie sollten die väterliche Rolle nicht dem Zufall überlassen, sondern bewusst entscheiden, wie sie jemanden lieben, wie sie Verantwortung für jemanden übernehmen. · Wenn wir an die Kirche denken, denken wir meistens an sie als Mutter. Aber wir sollten den Mut haben zu sagen, dass die Kirche auch väterlich sein sollte. Ich meine damit die ganz und gar väterliche Fähigkeit, Kinder in die Lage zu versetzen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Freiheit auszuüben. · Ein echter Vater sagt dir nicht, dass immer alles gut gehen wird, sondern dass du selbst dann, wenn du in eine Situation gerätst, in der es nicht gut läuft, in der Lage sein wirst, diese Momente mit Würde zu ertragen und zu leben. Einen reifen Menschen erkennt man nicht an seinen Siegen, sondern an der Art und Weise, wie er an der Erfahrung des Scheiterns und der Schwäche wächst. · Die Kirche ist kein abstraktes Gebilde, sie trägt das Gesicht von konkreten Personen, denen wir einen genauen Namen geben können. Wir haben unseren Glauben immer durch eine Beziehung zu jemandem erhalten. Der christliche Glaube ist nicht etwas, das man aus Büchern oder mit einfachen Argumenten lernen kann, sondern er ist ein Weg, der über Beziehungen führt. vgl. Vatican news, 13. 01. 2022
31. Dezember 2021
7 Leitsätze für 2022 Diese Leitsätze habe ich entwickelt zum Jahreswechsel 2020/2021 angesichts der Corona-Pandemie. Damals hätte ich kaum geglaubt, dass sie auch beim Jahreswechsel 2021/2022 noch aktuell sind. Bei aller Existenzangst vor Konsequenzen der Pandemie: es gab in diesem Jahr auch wertvolle Erfahrungen. Diese Erfahrungen möchte ich nicht so schnell verlieren. Darum nehme ich sie als Leitsätze mit in das neue Jahr 2021. 1. Ich gehe mit dem Vertrauen auf den Gott des Lebens in das neue Jahr. Die wichtigste Erfahrung des vergangenen Jahres bringt der Apostel Paulus für mich auf den Punkt, wenn er im 2. Korintherbrief viel Durchlittenes aufzählt und im Blick auf all das schreibt: „…und seht, wir leben!“ (2 Kor 6,9). Selbstverständlich ist es nicht, dass wir leben! Manch einer hat vielleicht mit neuer Intensität erlebt, was für ein Geschenk das Leben ist. Wir können vieles für Gesundheit und Lebensqualität tun. Ob es gelingt, liegt nicht in unserer Hand. Darum will ich das neue Jahr als ein Geschenk Gottes ansehen und jeden neuen Tag genießen. Ich will das Vertrauen pflegen, dass Gott an meiner Seite geht: oft unerkannt, oft so, dass sein Dasein mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Vielleicht ist er auch an meiner Seite wie der Auferstandene zwischen den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus: Sie erkannten ihn nicht. Er ging an ihrer Seite. Ihnen brannte das Herz. Später erst, als er das Brot brach, erkannten sie ihn. Auf jeden Fall: ich lebe! Darum kann ich dieses neue Jahr beginnen. 2. Ich will mir Zeit nehmen für mich selbst und für die Menschen, die zu mir gehören. Auch wenn es mit der Zeit vielleicht anstrengend wurde, es war wertvoll, nicht vor mir selbst wegzulaufen, es bei mir selber auszuhalten. Vielen war es wertvoll, bei ihrer Familie zu sein, Zeit zu haben für die Frau, den Mann, die Kinder. Es tat gut, Zeit miteinander zu verbringen. Es hat das Vertrauen gestärkt, dass wir gemeinsam stark sind, dass es gemeinsam mehr Freude macht: es tut einfach gut, nicht allein durchs Leben zu gehen. Mancher hat seine Familie und auch sich selbst ganz neu entdeckt. Das möchte sie, möchte er, das möchte ich aus dieser Krise in die neue „Normalität“ (wenn sie denn kommt), in das neue Jahr hinüberretten und lebendig erhalten! 3. Ich will respektvollen Abstand halten und gleichzeitig Nähe zeigen. „Abstand halten“ – das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, in der Kirche genauso wie an der Kaufhauskasse. Wie wichtig und Leben-rettend das sein kann, ist mir erst in der Krise bewusst geworden. Nicht nur in Coronazeiten ist es gut, wenn man sich nicht zu nah „auf die Pelle rückt“. Mit Abstand sehe ich den anderen besser. Mit Abstand reiße ich ihm den Zaun seiner persönlichen Sphäre nicht ein. Distanzlose Menschen sind oft nur schwer zu ertragen. Nicht zu vergessen: Manchmal muss man sich auseinander-setzen, auf Abstand gehen, um sich neu zu finden. Manchmal denke ich: Ob Gott sich wohl deshalb so oft auf Abstand hält, damit er uns nicht zu sehr „auf die Pelle rückt“, damit wir Freiheit zum Leben behalten? 4. Ich möchte eine große Wertschätzung behalten für Menschen in Berufen, die sich für andere viel gefallen lassen. Durch die Coronakrise sind manche Berufe ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, die sonst kaum beachtet sind, die zum Teil auch durch sündhaft schlechten Lohn missachtet werden. Dem Pflegepersonal in Krankenhäusern und Seniorenheimen wurde Applaus geklatscht. Kassiererinnen im Supermarkt erhielten kleine Geschenke als Anerkennung. Die Polizei, Rettungsdienste, LKW-Fahrer für den notwendigen Nachschub und Müll-Entsorger wurden mehr als sonst be- und geachtet. Manche Berufe bekamen eine Sonderzuwendung für ihren aufreibenden Dienst. Aber sie alle sind Frauen und Männer, die nicht nur zur Coronazeit in Treue ihren oft aufreibenden Dienst tun. Ob sich Politik und Wirtschaft auch nach Corona noch dafür interessieren, dass sie gerechten Lohn verdienen und dadurch auch Wertschätzung erfahren? Ich jedenfalls möchte solche Wertschätzung mit in das neue Jahr nehmen. 5. Ich möchte das Gespür für Solidarität mit ins neue Jahr nehmen. Viele haben In diesem Jahr Solidarität gezeigt. Beim Gang durch die Stadt fand ich Plakate, auf denen sich junge Menschen anboten, für die einzukaufen, die das Haus nicht verlassen durften oder konnten. Ich habe von Aktionen gehört, die Menschen mit Lebensmitteln versorgten, weil die Tafeln geschlossen werden mussten. Sehr viele, die nicht zu einer Risikogruppe gehörten, haben sich, solidarisch mit Menschen aus Risikogruppen wie zum Beispiel alten Menschen, an die Regeln gehalten. Nichtsesshafte und Obdachlose waren besonders darauf angewiesen, dass man sie wahrnimmt und ihnen unter die Arme greift: mit Lebensmitteln, mit Hygieneartikeln und einem freundlichen Lächeln. Solches und vieles mehr, oft ganz still und unauffällig angeboten, hat manchem geholfen, die Pandemie bis heute zu überstehen. Was mich sehr bewegt ist die Frage: Werden die starken Länder Europas solidarisch mit den Schwächeren sein, wenn es gilt, den Wiederaufbau nach der Pandemie anzupacken? Alles andere wäre eine Bankrotterklärung für die europäische Idee und eine Schande. 6. Ich will die Erinnerung an den Verzicht dieses Jahres in das neue Jahr mitnehmen. Durch Verzichten habe ich neue Wertschätzung gelernt. Auf vieles mussten wir in diesem Jahr verzichten, auch im Bereich des Religiösen: Wir mussten auf Gottesdienste verzichten, sogar am Osterfest. Mir hat das bewusst gemacht, welch ein Geschenk der Gottesdienst ist, der mir so selbstverständlich geworden war. Im Gottesdienst mussten wir, als er wieder möglich war, auf Nähe verzichten, auf Zeichen wie den Friedensgruß, auf Gesang. Dieser Verzicht hat mich gelehrt, wie wertvoll das alles ist. Wertschätzung für Selbstverständliches möchte ich mitnehmen ins neue Jahr. 7. Ich wünsche mir, dass die vielerorts aufgeblühte Kreativität bleibt. Diese Krise hat viel Kreativität aufblühen lassen. Was ist Menschen nicht alles eingefallen, um Lebendigkeit und Lebensmut in der Zeit der Lebensbedrohung lebendig zu halten! Kinder haben für Alte gemalt. Eltern haben mit ihren Kindern Steine bemalt und als „Steinschlangen“ Wegränder damit geschmückt. Balkone wurden zu Konzertbühnen: ganze Straßenzüge haben auf dem Balkon oder am offenen Fenster gesungen. Künstler haben sich per Videoschaltung verbunden, musiziert und diese Musik zur Freude vieler über das Internet verbreitet. Autokinos wurden zu Gottesdienstorten oder zum Ersatz für die Aula, um die Abiturzeugnisse zu überreichen, und, und, und… Wie schön wäre es, wenn viele von uns so kreativ blieben! Gute Erwartungen 2020 war für viele ein schmerzliches Jahr mit schmerzlichen Verlusterfahrungen, mit Zumutungen. Aber es war auch ein Jahr positiver Überraschungen und kreativer Wege, die mich das Leben ganz neu entdecken ließen. Und darum gehe ich mit Gott in das neue Jahr, weil ich ihn auch hinter den positiven Erfahrungen des letzten Jahres zu entdecken glaube. Darum möchte ich auch 2021 ein Christ sein, wie ihn der evangelische Theologe Ernst Lange charakterisiert hat: „Christen sind Menschen, die sich nicht von ihren schlechten Erfahrungen leiten lassen, sondern von ihren guten Erwartungen.“ Heribert Arens in der Zeitschrift "Der Prediger und Katechet,, 1, 2020/2021 Zum Jahreswechsel „In deiner Hand steht meine Zeit“ / Psalm 31,16 Ich schaue zurück auf 12 Monate – den wiederkehrenden Kreislauf das Neuwerden im Frühling das Wachsen und Reifen im Sommer das Ernten im Herbst das Ruhen und Warten im Winter Ich schaue zurück auf 52 Wochen – den Wechsel von Freude und Trauer von Zuversicht und Mutlosigkeit von Fülle und Leere von Arbeit und Erholung Ich schaue zurück auf 365 Tage – gefüllt mit Gespräch und Wortlosigkeit Gesundheit und Krankheit Versöhnung und Auflehnung Hoffnung und Verzweiflung Ich schaue zurück auf 8.760 Stunden – Stunden von Frohsinn und Traurigkeit Stunden von Stärke und Versagen Stunden von Verstehen und Fragen Stunden von Geborgenheit und Trostlosigkeit Stunden von Dankbarkeit und Enttäuschung Ich schaue zurück auf 525 600 Minuten – Minuten – gefüllt oder verschwendet Minuten – befreiend oder einengend Minuten – entscheidend oder verpasst Minuten – … Ich schaue zurück auf 31 536 000 Sekunden – jede Sekunde – ein Herzschlag jede Sekunde – ein neuer Anfang jede Sekunde – von Gott geliebt jede Sekunde … Ich schaue voraus auf das neue Jahr mit dem VERTRAUEN getragen von der HOFFNUNG „In deiner Hand steht meine Zeit“ Sr. Martino Machowiak cps, 2021
12. Dezember 2021
... dann erst ist Weihnachten In einem alten irischen Lied heißt es: Wenn der Gesang der Engel verstummt ist, wenn der Stern am Himmel untergegangen, wenn die Könige und Fürsten heimgekehrt wenn die Hirten mit ihrer Herde fortgezogen sind, dann erst beginnt das Werk von Weihnachten: die Verlorenen finden, die Zerbrochenen heilen, den Hungernden zu essen geben, die Gefangenen freilassen, die Völker aufrichten, den Menschen Frieden bringen, in den Herzen musizieren. Blick nach Bethlehem Lasst uns den Blick wenden, der, vom Alltag gehetzt, nicht Ruhe findet, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden der angsterfüllt in die Zukunft starrt, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden, der mit Sorge beladen zur Erde gekehrt, nach Bethlehem. Lasst uns den Blick wenden zu jenem Kind, das uns Hoffnung bringt, nach Bethlehem. Marlies Böhm Weihnachten der Tiere oder Was ist das Wichtigste an Weihnachten Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei. "Na klar, Gänsebraten", sagte der Fuchs, "was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!" "Schnee", sagte der Eisbär, "viel Schnee!" Und er schwärmte verzückt: "Weiße Weihnachten feiern!" Das Reh sagte: "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern." "Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule "schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache!" "Aber mein neues Kleid muss man sehen", sagte der Pfau "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten." "Und Schmuck, "krächzte die Elster, "jede Weihnachten kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste." "Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen ", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache, wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen, verzichte ich lieber auf Weihnachten." "Mach's wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, das ist das Wahre an Weihnachten, mal richtig ausschlafen!" "Und saufen", ergänzte der Ochse, "mal richtig einen saufen und dann pennen..." ...dann aber schrie er "Aua!!; denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: "Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: "Das Kind, ja das Kind, das Kind ist die Hauptsache." "Übrigens", fragte der Esel: "Ob das auch die Menschen wissen??" Verfasser unbekannt Was von Weihnachten bleibt Was bleibt von Weihnachten? Was geht von diesem Fest mit in den Alltag? Wir haben die Geburt eines Kindes gefeiert, nicht irgendeines Kindes, sondern die Geburt Jesu, in dem Gott in der Welt erschienen ist. Dieses Kind wurde im Stall geboren. Seine Wiege war eine Futterkrippe. Die Umstände sind anders als beim kleinen Prinzen George in London. Der ist in allen Hochglanzmagazinen zu bewundern. Alle Welt wollte und will ihn sehen. Zum Kind in der Futterkrippe kamen kleine, einfache Leute wie die Hirten. Ochs und Esel, Schafe und Kamele – und alle, die wir gern so betiteln, sind in seine Nähe eingeladen. Ihnen allen ist in diesem Kind der Heiland geboren. Das ist wesentlicher Teil der Botschaft von Weihnachten: Gott ist an der Seite der kleinen, der einfachen Leute. Diese Zusage hält sich im Leben Jesu durch – von der Krippe bis zum Kreuz. Gerade die Heillosen, die Armen, die Verachteten finden ihn an ihrer Seite. Die „da oben“ müssen einen weiten Weg gehen wie die drei Könige. Und sie müssen ihre oft selbstgebastelten Kronen ablegen, klein und demütig werden. Dann finden sie das Kind. Dann begegnet ihnen in diesem Kind Gott. Ich wünsche mir, dass das von Weihnachten bleibt: eine Kirche und eine Gesellschaft, denen kleine Leute, Arme, Flüchtlinge, Asylsuchenden, die alles verloren haben, nicht gleichgültig sind. Ich wünsche mir eine Kirche und eine Gesellschaft, in der sich keiner so aufspielt, als wäre er/sie der liebe Gott persönlich. Leider gibt es bei uns viel zu viele „kleine Herrgötter“. Sie meinen, sie müssten etwas Besseres sein. Sie vergleichen sich mit anderen, schätzen andere gering, glauben ein Recht zu haben, auf andere herabzusehen. Die haben wenig begriffen von der Geburt im Stall. Ich bekam einen Weihnachtsgruß, auf dem gedruckt stand: „Der Mensch GERNEGROSS – Gott gerneklein“ Die Geburt im Stall setzt ein Zeichen gegen die „kleinen Herrgötter!“ Wo sie die Welt beherrschen, wird es menschenunfreundlich, denn kein Mensch hat das Format zum Herrgott. Wo Menschen sich auf den „gerneklein-Gott“ einlassen und vor ihm die Knie beugen, da wird die Welt menschlich, weil sie göttlich wird. Das gibt nicht nur Gott den Platz in der Welt, die ihm zusteht, es reduziert auch den Menschen auf den Platz, der ihm zusteht. Das besingt Maria im Loblied des Magnifikat: „Du hast auf meine Niedrigkeit geschaut! Du stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöhst die Niedrigen. Die Reichen lässt du leer ausgehen, die Hungernden erfüllst du mit deinen Gaben.“ Ich wünsche mir, dass das von Weihnachten bleibt: die Erinnerung an die Geburt Gottes im Stall. P. Heribert Arens Franziskus feiert Weihnachten in Greccio Drei Jahre vor seinem Heimgang beschloss er, bei dem Dörfchen Greccio das Fest der Geburt des Jesuskindes mit aller Feierlichkeit zu begehen, um die Andacht zu ihm neu zu beleben. Dazu erbat er sich vom Papst die Erlaubnis. Dann ließ er eine Krippe herrichten, Heu herbeibringen und Ochs und Esel dorthin führen. Die Brüder werden herbeigerufen, das Volk strömt herzu, und der Wald hallt wider von ihren Gesängen. Jene denkwürdige Nacht wird durch den Lichtschein vieler Fackeln und den wohlklingenden Lobgesang zum strahlenden Fest. Der Gottesmann stand voll heiliger Ergriffenheit bei der Krippe, er weinte vor übergroßer Freude. Über der Krippe wurde ein feierliches Hochamt gefeiert, und Franziskus sang als Diakon das heilige Evangelium. Dann predigte er dem umstehenden Volk von der Geburt des armen Königs; und wenn er ihn nannte, sprach er mit zärtlicher Liebe von dem Kind aus Bethlehem. Der Herr Johannes von Greccio, ein untadeliger und glaubwürdiger Ritter, der um der Liebe Christi willen dem irdischen Ritterdienst entsagt hatte und dem Gottesmann in herzlicher Freundschaft verbunden war, versicherte, er habe in der Krippe ein überaus schönes Kind liegen sehen, das schlief; Franziskus habe es in seine Arme geschlossen und aus dem Schlafe geweckt. Diese Vision des frommen Ritters verdient nicht nur Glauben aufgrund seiner Heiligmäßigkeit, sondern aufgrund der dadurch zum Ausdruck gebrachten Wahrheit. Denn das Beispiel des Franziskus, das die Welt sah, weckte wirklich die Herzen der Menschen auf, in denen der Glaube an Christus starr daniederlag. Und das Heu aus der Krippe, das vom Volk aufbewahrt wurde, brachte dem kranken Vieh wunderbare Genesung und hielt andere schlimme Seuchen von ihm fern. aus: Bonaventura, das große Franziskusleben, 7 Gebet von Papst Franziskus beim Segen „Urbi et Orbi“ 2021 Jesuskind, gib dem Nahen Osten und der ganzen Welt Frieden und Eintracht. Stehe denen bei, die sich für die humanitäre Hilfe zugunsten der Bevölkerungen einsetzen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen; tröste das afghanische Volk, das seit über vierzig Jahren durch Konflikte auf eine harte Probe gestellt wird, die viele dazu bewogen haben, das Land zu verlassen. König der Völker, hilf den politischen Autoritäten, die Gesellschaften zu befrieden, die von Spannungen und Streit geplagt sind. Stehe dem Volk in Myanmar zur Seite, wo Intoleranz und Gewalt oft auch die christliche Gemeinschaft und die Gotteshäuser treffen und einen Schatten auf das friedliche Angesicht dieser Bevölkerung werfen. Sei Licht und Stütze für diejenigen, die glauben und die sich – auch gegen den Strom schwimmend – für die Begegnung und den Dialog einsetzen. Lass nicht zu, dass sich in der Ukraine die Metastasen eines schwelenden Konflikts ausbreiten. Fürst des Friedens, hilf Äthiopien, durch einen aufrichtigen Dialog, der die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt, den Weg zu Versöhnung und Frieden wieder zu finden. Höre den Schrei der Völker in der Sahelzone, die unter der Gewalt des internationalen Terrorismus leiden. Richte deinen Blick auf die Bevölkerungen der Länder Nordafrikas, die von Spaltung, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Ungleichheit heimgesucht sind; lindere das Elend der vielen Brüder und Schwestern, die unter den internen Konflikten im Sudan und Südsudan leiden. Gib, dass sich in den Herzen der Völker Amerikas die Werte der Solidarität, der Versöhnung und der friedlichen Koexistenz durch Dialog, gegenseitige Achtung und Anerkennung der Rechte sowie der kulturellen Werte aller Menschen durchsetzen können. Sohn Gottes, tröste die Opfer der Gewalt gegen Frauen, die in dieser Zeit der Pandemie um sich greift. Gib den Kindern und Jugendlichen Hoffnung, die Mobbing und Missbrauch erleiden. Spende den älteren Menschen Trost und Zuneigung, vor allem denjenigen, die am einsamsten sind. Schenke den Familien, dem erstrangigen Ort der Erziehung und der Grundlage des sozialen Gefüges, Gelassenheit und Einheit. Gott-mit-uns, gewähre den Kranken Gesundheit und erleuchte alle Menschen guten Willens, um die angemessensten Lösungen zur Überwindung der Gesundheitskrise und ihrer Folgen zu finden. Mache die Herzen weit, damit die notwendigen Behandlungen, insbesondere die Impfstoffe, die bedürftigsten Bevölkerungsgruppen erreichen können. Lohne es allen, die sich fürsorglich und hingebungsvoll um Familienmitglieder, Kranke und die Schwächsten kümmern. Kind von Betlehem, lass die vielen zivilen und militärischen Kriegsgefangenen der jüngsten Konflikte und die aus politischen Gründen Inhaftierten bald nach Hause zurückkehren. Lass uns nicht gleichgültig bleiben angesichts des Dramas der Migranten, Flüchtlinge und Vertriebenen. Ihre Augen bitten uns, uns nicht abzuwenden, die Menschlichkeit, die uns verbindet, nicht zu leugnen, uns ihre Geschichten zu eigen zu machen und ihre Tragödien nicht zu vergessen. Ewiges Wort, du bist Fleisch geworden: Mach uns achtsam gegenüber unserem gemeinsamen Haus, das ebenso unter der Vernachlässigung leidet, mit der wir es oft behandeln, und treibe die politischen Instanzen an, wirksame Vereinbarungen zu treffen, damit die künftigen Generationen in einem Umfeld leben können, das das Leben achtet. Zahlreich sind die Schwierigkeiten unserer Zeit, aber die Hoffnung ist stärker. gefunden in "Vatican News
von franziskaner 20. November 2021
Alles beginnt mit der Sehnsucht Nelly Sachs Alles beginnt mit der Sehnsucht, immer ist im Herzen Raum für mehr, für Schöneres, für Größeres. Das ist des Menschen Größe und Not: Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe. Und wo Sehnsucht sich erfüllt, dort bricht sie noch stärker auf. Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott, mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an ? So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen, dich zu suchen, und lass sie damit enden, dich gefunden zu haben. Herr, wir warten... Herr, wir warten auf dein Kommen! Manchmal tasten wir uns bang durch die Tage unsres Lebens wie durch einen dunklen Gang. Herr, wir warten auf dein Kommen! Oft schon sind wir ganz verzagt, zweifeln, ob sich wird erfüllen, was du zugesagt. Herr, wir warten auf dein Kommen! Wann bricht deiner Zukunft Schein – Zukunft, die die Welt verändert – in die Dunkelheit hinein? Herr, wir warten auf dein Kommen! Gib, dass jeder, wo er ist, spüren mag schon hier und heute, dass du, Herr, im Kommen bist. Verfasser unbekannt Wachet auf, ruft uns die Stimme Pfarrer Philipp Nicolai ist der Dichter des Liedes „Wachet auf, ruft uns die Stimme“. Blättert man in seinem Leben, gab es dicht aufeinander schwere Schicksalschläge, die Auslöser zu den Liedern gewesen sein könnten: Im Herbst 1596 war er auf eine der beiden Pfarrstellen im westfälischen Unna berufen worden. Kaum dort, starb seine Schwester, die ihn versorgt hatte. Sie war kaum verstorben, da brach die Pest aus. Auf dem Kirchhof gleich hinter seinem Haus hatte er oft 20 bis 30 Beerdigungen an einem Tag. Vom Sommer 1597 bis zum Frühjahr 1598 raffte die Seuche 1.400 Menschen dahin. Der Glaube an den Auferstandenen wurde zum Kern seiner Verkündigung und Seelsorge. Was hätte er auch einer Mutter sagen sollen, deren Kind an der Pest starb, oder einem Kind, das seine Eltern verlor! Das Leid anderer mittragen und nicht wissen, wann er dran ist, wurde für ihn zu einem Weckruf. Aber das Leid für Philipp Nicolai nahm noch kein Ende. Die Pest war abgeklungen. Im Winter 1598/99 wurde bekannt: Spanische Reiter des kaiserlichen Heeres werden ihr Quartier in Unna aufschlagen. Nicolai wurde steckbrieflich als Papst-Hasser gesucht. Er floh. Das war schon das zweite Mal, dass er vor den kaiserlichen Truppen fliehen musste. Er flüchtete zur Grafenfamilie nach Waldeck, wo er vorher Erzieher des Grafensohnes gewesen war. Kaum war er dort, starb sein geliebter Schüler. Das war der härteste Schlag für ihn. Doch als die Not für ihn am größten wurde, kam Gott ihm am nächsten. Man kann es mit dem Abstieg Jesu in das Reich des Todes vergleichen: Wäre Jesus nicht dorthin hinabgestiegen, wäre es zu keiner Auferstehung gekommen. So musste auch Philipp Nicolai die tiefsten Tiefen durchmessen, bevor er zu den „königlichen“ Liedern inspiriert wurde, die Generationen von Menschen getröstet haben. Er selbst schreibt dazu: In der Zeit der schweren Prüfungen habe er den Glaubensartikel vom ewigen Leben, die Bibel und die Schriften „des alten Lehrers St. Augustin“ gründlich durchforscht. Er folgerte daraus, die Ankunft des Bräutigams für seine Braut, die Kirche, sei ein Ereignis, auf das im Glauben Vorbereitete und mit guten Taten Gerüstete freudig zugehen. Mit seinem Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ knüpfte er an den Vers aus dem Gleichnis Jesu an: Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! (Mt 25,6) Diesen Ruf formte er zu den Worten: „Wachet auf“, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, wach auf, du Stadt Jerusalem.“ Mitternacht heißt diese Stunde, sie rufen uns mit hellem Munde: Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräutgam kommt; steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn.“
Share by: